Als Kaiser Karl gen Lübeck zog

Von der Hanse als mächtigen Kaufmannsbund 

 

(J.H.) Überliefert ist, dass Salzwedel die erste mitteldeutsche Civitas (Stadt) war, die dem Kaufmannsbund beitrat. Bereits1263 wird Soltewidele als Handelspartner für das gotländische Visby genannt und enge Verbindungen der Stadt an der Jeetze und der alten Salzstraße zur Hansestadt Lübeck waren vermutlich schon weit vorher geknüpft. Damit gehörte Salzwedel neben Stendal zu den ersten Hansemitgliedern Mitteldeutschlands, um sich damit gegen die Willkürherrschaft der Landesfürsten und das Landstreicher- und Raubrittertum wirksamer zur Wehr setzen zu können. Das erstarkende Patriziertum bekam von den Landesherren weit reichende Zugeständnisse und Privilegien, die eine rasche Entwicklung der Städte und Ansiedlungen an den alten Handelsstraßen rasant beschleunigten. Zoll-, und Münzrechte, Stapelrechte Handels- und Produktionsrechte gingen schrittweise so auf das wachsende Bürgertum über, dass sich ihrerseits selbstbewusst mit der Hanse eine Handelsnetz über ganz Europa aufbaute. Um sich gegen die Überfälle auf ihre Warentransporte wirksam zu wehren, nutzte das größte freiwillige Bündnis der damaligen Zeit zunehmend die bewaffnete Macht der Städte als Begleitschutz auf ihren gefahrvollen Wegen übers Land. Vertraglich war so auch zwischen den sieben altmärkischen Hansestädten Stendal, Salzwedel, Gardelegen, Tangermünde, Werben, Seehausen und Osterburg sowie dem damals märkischen Havelberg der Schutz der Warentransporte gesichert. Weitere acht Städte im heutigen Sachsen-Anhalt gehörten ebenfalls der Alten Hanse an, so auch die alte Hansestadt Magdeburg, dessen Kaufmanns- und Innungsrecht neben dem Magdeburger Recht jahrhundertelang Grundlagen der Rechtsprechung in vielen Ländern Europas war. Geografische Lage, gute Qualität der Handelswaren und diese weit reichenden Freiheiten gaben letztendlich den Ausschlag für das Erstarken der Handelsbeziehungen. Einige der Landesfürsten erkannten recht bald den Nutzen der Hanse und setzten sich mehr oder minder erfolgreich für deren Entwicklung ein. Die alte Kaiserstadt Tangermünde, als Hansestadt in Sachsen-Anhalt zunehmend wahrgenommen, hat sich um die Entwicklung der altmärkischen Hanse besondere Verdienste erworben. Bereits 1368 wird die Stadt an der Elbe als Hansestadt erwähnt. Kaiser Karl der IV. ernannte Tangermünde im Jahr 1373 zu seiner Nebenresidenz neben dem Hradschin in Prag. Er fuhr 1375 höchstselbst mit dem Schiff nach Lübeck und verhandelte mit der Stadt, um Tangermünde als Stapelplatz zu sichern. Da Städte mit Stapelrechten zu jener Zeit zu den reichen Ansiedlungen gehörten, kam es um diese Rechte immer wieder zu Streitigkeiten gar zu Kriegen. Die Stadt Stendal, die reichste Hansestadt Mitteldeutschlands und damals drittgrößte deutsche Stadt überhaupt unterhielt sogar eine eigene Seehandelsflotte zum Transport ihrer Handelsgüter. So waren Hopfen, Getreide, Holz, Salz, Kupfer und Blei, Eisen und weitere tierische wie auch landwirtschaftliche Produkte gefragte Handelswaren, über die zahlreiche rasch wachsende Ansiedlungen an den altmärkischen Handelsstraßen verfügten. Bereits 1188 wird ein erstes Kaufhaus im einstigen Steinedal erwähnt, der überseeische Handel wurde mit stadteigenen Schiffen abgewickelt, in der Marienkirche das größte Geläut der Altmark mit acht Glocken installiert und auch der fast acht Meter hohe Roland, der drittgrößte Freistehende in Deutschland, zeugen von der Macht der reichen Patrizier zur Hansezeit. Bereits 1338, also noch vor dem Eintritt in den Hansebund wurde die erste Bürgerschule in der Stadt gegründet. Astronomische Uhr in St. Marien, das Uenglinger Tor – dem nur das Holstentor in Lübeck Gleichwertiges an Pracht und Baukunst entgegen zu setzen hat, sind die äußeren, heute noch liebevoll gepflegten Relikte aus jener Zeit. Vieles gäbe es noch aus der Hansezeit in Mitteldeutschland zu berichten. Die Zeichen – wie mächtige Türme, Mauern und Tore, Kirchen, Rolande oder Patrizierhäuser sind noch heute allgegenwärtig und sind auch zugleich wieder Sinnbild der Neuen Hanse, die sich 1980 im niederländischen Zwolle wieder gegründet hat. Ob die Neue Hanse jemals die Größe und Macht der einstigen Organisation wieder erreichen wird, bleibt abzuwarten. Werden doch Neumitglieder nur aufgenommen, wenn sie Nachweise ihrer Mitgliedschaft in der alten Hanse beibringen können. Dies ist, bedingt durch Kriege, Zerstörungen und Stadtbrände oft nur sehr schwer, manchmal gar nicht mehr möglich. Die ursprüngliche Interessenvertretung der Kaufleute, langsam aus dem Kaufmannsbund in eine Städtehanse umgewandelt, hatte in ihrer größten Ausdehnung immerhin mehr als 200 See- und Binnenstädte als Mitglieder. Das Schutzbündnis unterhielt Kontore in Nowgorod, Brügge, Bergen und London. Auch zahlreiche Faktoreien zwischen Russland und Spanien waren Anlaufpunkt für die Fernkaufleute der Hanse, deren unangefochtene Hauptstadt bis heute die Hansestadt Lübeck geblieben ist. Beschlüsse der Hanse wurden und werden von den angereisten Teilnehmern der so genannten Tagfahrt, was dem Hansetag entspricht, unabhängig von der Anzahl der Angereisten gefasst und sind für alle Hansestädte danach bindend. Zur Zeit zählt die Neue Hanse 167 Mitglieder aus 15 Ländern des Kontinents. Auf die Fahnen geschrieben hat sich die Neue Hanse als weltweit größtes, freiwilliges Städtebündnis unserer Zeit, einen großen Beitrag zur Einigung Europas zu leisten und das Zusammenwachsen der Völker auf vielfältige Art und Weise zu fördern. Sicher ein Beitrag, der auch große wirtschaftliche Potenziale in sich trägt und auch künftig umfassend gefördert werden sollte.

 

 

Ergänzender Kasten: 

 

“Zukunft trifft Vergangenheit”, ist das Motto der 28. Hansetage in der Altmarkstadt Salzwedel. In der Woche vom 1. Juni bis 8. Juni 2008 treffen sich Teilnehmer aus allen Hansestädten Europas, veranstalten Ausstellungen, Hansemarkt, Handwerkermarkt, Musik, Spiel und Spaß, Sportveranstaltungen und Kinderfeste für alle. Delegiertenversammlungen, Unternehmertreffen der Hansestädte und Hansekommissionssitzungen sind die prägenden Arbeitsinhalte des Hansetages, dessen Eröffnungsveranstaltung für den 5. Juni 2008 um 21.30 Uhr im Park des Friedens angesetzt wurde. Der 28. Hansetag der Neuzeit unter Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Prof. Wolfgang Böhmer wird unter Teilnahme von Bundespräsident Dr. Horst Köhler , den Bischöfen Axel Noack und Gerhard Feige sowie dem Erzbischof der Russisch-orthodoxen Kirche S.E.Feofan mit einer Abschlussveranstaltung am 8. Juni 2008 um 16 Uhr beendet werden. Das gesamte Programm entnehmen Sie bitte den Websites: www.hanse.org/de oder www.salzwedel.de 

 

 

Fotomotive in Sachsen-Anhalt:

SAW: Pracht und Größe des Salzwedler Rathauses zeigten schon zu Hansezeiten an, dass das aufstrebende Bürgertum durch Handel und Wandel schier unermessliche Reichtümer anhäufte. Foto: Frank Mühlenberg/AWA-Stendal

SDL: Das Uenglinger Tor in Stendal ist eines der zahlreichen Wahrzeichen und Prachtbauten aus der Blütezeit der Hansestadt. Foto: Frank Mühlenberg/AWA-Stendal

Karte: Frank Mühlenberg/AWA-Stendal

Kaufmann: Frank Mühlenberg/AWA-Stendal

MD: Alte Hauszeichen in Magdeburg erinnern noch heute daran, dass es zu Zeiten der Hanse noch keine Hausnummern gab. Foto: Werner Klapper/Magdeburg

Schiff: Die Adler von Lübeck sicherte um 1570 die Handelswege der Fernkaufleute. Auch die Stendaler waren da mit eigenen Seeschiffen unterwegs. Foto: Kulturstiftung der Hansestadt Lübeck.

Nowgorodfahrer: Foto: Kulturstiftung der Hansestadt Lübeck.

 

 

 

Als Kaiser Karl IV für die altmärkische Hanse gen Lübeck zog

Die magischen Sieben der Altmark waren eigentlich acht

 

(J.H.) Zahlreiche Geschichten und Legenden ranken sich um die Hanse des Mittelalters. Unter den zahlreichen Hansestädten im Europas des 13. bis 16.Jahrhunderts waren auch 16 Städte Mitteldeutschlands zu finden. Besonders die sieben altmärkischen Städte Stendal, Salzwedel, Seehausen/Altmark, Gardelegen, Osterburg, dem Kaisersitz Tangermünde und Werben bildeten mit dem, zur Prignitz und damit zur Mark Brandenburg gehörenden Havelberg eine starke Hansegemeinschaft. Dieses wendische Schutz- und Kaufmannsbündnis galt lange Jahrzehnte als das schlechthin größte zusammenhängende Städtebündnis der Hanse insgesamt, der zeitweise mehr als 200 See- und Binnenstädte angehörten. Hier kreuzten sich die wichtigsten Handelswege aus allen vier Himmelsrichtungen. Elbe und Havel bildeten mit einigen kleineren, teilweise schiffbaren Flüssen wie Jeetze oder Tanger eine zuverlässige Wasserstraßenanbindung vieler Orte stromauf und stromab der Elbe. Die Antiqua Marchia (Alte Mark), wie der aus einer von Kaiser Karl dem Großen abgesteckten Nordmark hervorgegangene Landstrich schon zu ottonischen Zeiten hieß, hatte bereits in den frühen Gründungszeiten vieles zu bieten, was für das erstarkende Patriziertum und dem Handel und Wandel von großem Interesse war. So waren Hopfen, Getreide, Holz, Salz, Kupfer und Blei, Eisen und weitere tierische wie auch landwirtschaftliche Produkte gefragte Handelswaren, über die zahlreiche rasch wachsende Ansiedlungen an den altmärkischen Handelsstraßen verfügten. Geografische Lage, gute Qualität der Handelswaren, weit reichende Recht wie Stapelrechte, Münz- und Zollrechte und eine stetig wachsende Sicherheit auf den Handelsstraßen durch eigene Schutztruppen waren letztlich ausschlaggebend, dass sich die altmärkischen Städte während der Hansezeit rasant entwickelten und ihren Reichtum auch unverhohlen zur Schau stellten, wie dies noch heute in den altmärkischen Hansestädten zu sehen ist. Tuchmacher, Kürschner und Gewandschneider bildeten so bald auch in den Stadträten der größeren Ansiedlungen in der Altmark eine stetig wachsende Mehrheit, die ihre Macht zunehmend selbstbewusster nutzten und sowohl der Kirche als auch den landesherrschaftlichen Machtansprüchen immer öfter die Stirn boten. Zwischen den ersten Kaufmannsbünden wie der gotländischen Gesellschaft um 1233 und der Hanse des Mittelalters lagen mehr als 300 Jahre, in denen sich die Hanse allmählich von der reinen Kaufmannshanse zur Städtehanse entwickelte und ein lebhafter Handel auf Seewegen und Handelsstraßen zwischen Bergen in Norwegen, Nowgorod in Russland, Gent und Brügge in den Niederlanden, London und spanischen Städten getrieben wurde. Die Faktoreien in den genannten Städten galten gleichzeitig als Eckpfeiler der historischen Hanse, von denen auf See- oder Landwegen zahlreiche Handelsgüter aus dem russischen Raum, dem Orient und Übersee umgeschlagen wurden. 

 

 

An den Knoten alter Handelswege

 

Für die frühe Hansezeit gibt es bereits zahlreiche Hinweise auf Mitgliedschaften der altmärkischen Städte. So wird für die Civitas Soltewidele (Stadt Salzwedel) in einer Urkunde vom 28. Mai 1233 bescheinigt, dass der Tuchhandel einen wichtigen Handelszweig darstellt und in einer weiteren Schrift 1263 die Stadt als Mitglied der gotländischen Gesellschaft, einem Gründungsvorläufer der Hanse, in Wisby registriert wurde. In Letzterer teilt der Rat der Stadt Lübeck ihrem Ältermann auf Gotland mit, dass er die Bürger von Salzwedel in die Genossenschaft der gotländischen Stadt aufgenommen hat, womit der 17. Juni 1263 als Beitrittsdatum der Altmarkstadt zur Hanse gilt. Wesentlich für die frühe Anerkennung Salzwedels war das Wirken Alexanders von Salzwedel, der für die Stadt Lübeck als Feldherr und Ratsherr lange Jahre erfolgreich tätig war und als Fürsprecher der Aufnahme seiner Heimatstadt in das Schutz- und Kaufmannsbündnis galt. Bis 1488 entwickelte sich die Hansestadt auf Grund ihrer Lage an drei wichtigen Hansestraßen, einem florierenden Handel mit nordischen Staaten und ihrer engen Verbindungen nach Lübeck und Hamburg rasant. In Salzwedel liefen die alten Handelswege Salzwedel-Braunschweig, Lüneburg-Magdeburg und Lüneburg-Stendal zusammen. Für den Handel war sicher auch die Flussschifffahrt auf der Jeetze wichtig. Der von den Lüneburgischen Herzögen für die Schifffahrt freigehaltene Fluss mit dem Hafen Salzwedel und dem dortigen Hansehaus hatte noch bis 1909 als Schifffahrtsweg nach Hamburg seine Berechtigung. Mit der Niederschlagung des so genannten Bierziesenaufstandes gegen den Kurfürsten Cicero, Markgraf Johann von Brandenburg begann der Niedergang der Aktivitäten Salzwedels als Hansestadt, da der Kurfürst auch das Bündnisrecht der Stadt stark beschnitt und den Austritt aus der Hanse forderte. 1518 verliert Salzwedel die Mitgliedschaft ohne eigenes Zutun und mehrere Bitten um Wiederaufnahme in die historische Hanse werden in der Folgezeit abgelehnt. Erst die Hanse der Neuzeit, 1980 im niederländischen Zwolle wieder begründet, beschert der altmärkischen Hansestadt nicht nur die Wiederaufnahme in dieses historisch und kulturell wertvolle Städtebündnis sondern auch gleich die Betrauung für die Ausrichtung des ersten und einzigen Hansetags bis 2030 in Mitteldeutschland. In einem Atemzug mit dem mächtigen Nowgorod genannt zu werden, das den Hansetag 2009 ausrichtet oder mit Bergen, Brügge und Tartu auf einer Stufe zu stehen, erfüllt die „Altmärkischen Sieben“ natürlich mit großem Stolz. Unter dem großen Thema „Zukunft trifft Vergangenheit“ werden die Salzwedler Hanseaten ein Fest der Superlative ausrichten und den 28. Hansetag der neuen Zeit zum großen Treffpunkt der Kulturen und Hansetraditionen aus ganz Europa gestalten. 3.000 Teilnehmer aus 87 Hansestädten zwischen La Rochelle und Smolensk, Kingston, Bergen und Nowgorod haben sich bereits angemeldet, Gäste und Besucher aus deutschen Landen noch nicht mit einbegriffen. Zu erwarten bleibt, dass neben den acht altmärkischen Hansestädten auch die restlichen acht sachsen-anhaltischen Hanseenklaven ihre Geschichte und Kultur den Hanseaten Europas ebenfalls in einem Maße darbieten, die der Wiederbelebung hanseatischer Traditionen und länderübergreifender Städtebündnisse ehrenvoll Rechnung trägt. 

 

 

Kaiser Karl IV fuhr gen Lübeck

 

Die alte Kaiserstadt Tangermünde, als solche in Sachsen-Anhalt kaum wahrgenommen, hat sich um die Entwicklung der altmärkischen Hanse besondere Verdienste erworben. Bereits 1368 wird die Stadt an der Elbe als Hansestadt erwähnt. Kaiser Karl der IV. ernannte Tangermünde im Jahr 1373 zu seiner Nebenresidenz neben dem Hradschin in Prag. Er fuhr 1375 höchstselbst mit dem Schiff nach Lübeck und verhandelte mit der Stadt, um Tangermünde als Stapelplatz zu sichern. Da Städte mit Stapelrechten zu jener Zeit zu den reichen Ansiedlungen gehörten, kam es um diese Rechte immer wieder zu Streitigkeiten gar zu Kriegen. Tangermünde nahm lange Jahrzehnte einen geachteten Platz im Hansebund ein und war besonders durch seinen Tuch- und Holzhandel, aber auch durch seine Getreidelieferungen bekannt und geachtet. Viele Gebäude der Stadt erinnern noch heute an den Reichtum in hanseatischer Zeit. 1377 wird bereits eine erste Elbfähre erwähnt und die mächtigen Stadttore sind ebenfalls in jener Zeit entstanden. Noch heute gedenken die Tangermünder ihrem Kaiser Karl alljährlich mit einem Burgfest, auch wenn die Hohezeit der Zollstätte an der Elbe nach dem Bierziesenaufstand bis zur völligen Bedeutungslosigkeit sank.

 

 

Stendal und seine Seeschiffsflotte

 

Die Perle der Altmark, Stendal hatte als reichste und schon damals schönste Hansestadt in der Altmark als eine der ersten hanseatischen Binnenstädte Verbindungen zu den Seestädten der Hanse geknüpft. Bereits 1022 erstmals urkundlich als Steinedal erwähnt, entwickelte sich die Stadt an der Kreuzung zweier großer Handelsstraßen schnell zum zentralen Umschlagplatz zwischen den Seehandelsstädten und dem Binnenland.Vielfältig sind die überlieferten Zeichen, die Stendal durch hanseatisches Denken und Handeln reich gemacht haben. Bereits 1188 wird ein erstes Kaufhaus erwähnt, der überseeische Handel wurde mit stadteigenen Schiffen abgewickelt, in der Marienkirche das größte Geläut der Altmark mit acht Glocken installiert und auch der fast acht Meter hohe Roland, der drittgrößte Freistehende in Deutschland, zeugen von der Macht der reichen Patrizier zur Hansezeit. Bereits 1338, also noch vor dem Eintritt in den Hansebund wurde die erste Bürgerschule in der Stadt gegründet. Astronomische Uhr in St. Marien, das Uenglinger Tor – dem nur das Holstentor in Lübeck Gleichwertiges an Pracht und Baukunst entgegen zu setzen hat und viele weitere Bauwerke, Dokumente sowie museale Stücke zeugen von der einträglichen Verbindung zwischen den Hansestädten der alten Welt. Vor allem den Tuchmachern und Gewandschneidern war es zu verdanken, dass der Marktflecken, 1160 von Albrecht dem Bären mit Zollrechten und Münzrecht versehene Ansiedlung innerhalb ganz kurzer Zeit zur reichsten Stadt der Mark Brandeburg aufstieg. Wie bei den anderen altmärkischen Hansestädten entwickelte sich auch in der Hansestadt, die seit 1359 dem Bund angehörte, die Situation nach der Zerschlagung des Bierziesenaufstandes 1488 zu Ungunsten der übrigen Hanseaten, auch wenn die Stadt zunächst die von Cicero aufdiktierten Friedensbedingungen hinsichtlich ihrer Bündnisangelegenheiten nicht erfüllte. Letztlich hat die Perle der Altmark 1980 als Gründungsmitglied den Weg in die Hanse der Neuzeit gefunden und setzt damit die, über mehrere Jahrhunderte hinweg unterbrochene Traditionslinie weiter fort. 

 

 

Garley-Bräu und Fisch für die Hansestädte

 

Ebenfalls im Jahr 1358 wurde die Bierbrauerstadt Gardelegen Hansemitglied. Bekannt schon weit vorher als Mitglied im altmärkischen Städtebund und an der alten Handelsstraße Hannover/Braunschweig/Stendal gelegen, spielte die Stadt an der Milde mit seinem weithin bekannten Salzwedler Tor zunächst eine wichtige Rolle als Hopfen- und später als Bierlieferant. Seehausen, in eben dieser Urkunde des Jahres 1358 in Lübeck als Hansemitglied erwähnt, datiert nach eigenen urkundlichen Belegen das Beitrittsjahr bereits auf 1320, was den Historikern in den kommenden Jahren noch so manches Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Die Stadt liegt ebenso, wie das an der Biese gelegene Osterburg und die Stadt und einstige Grenzfeste Werben an den Schnittpunkten der Handelsstraßen, die bis weit nach Russland und Frankreich, Norwegen und Spanien reichen. Während sich Osterburg ab Mitte des 13. Jahrhunderts einen Namen als Weinlieferant ins russische Nowgorod machte, war die alte Reichsstadt Werben als Verhandlungsort Heinrichs des II. mit den slawischen Fürsten über den Grenzverlauf zwischen den wendischen und slawischen Völkern bekannt. 

 

 

Seetüchtige Schiffe aus Havelberg

 

Über diese Orte lief auch der Handelsweg nach Havelberg. Die brandenburgische Siedlung, als Bischofssitz seit 968 bekannt, im Slawenfeldzug zwischen 983 und1147 wieder in der Hand der slawischen Fürsten und fester Bestandteil des Karolingerreiches, konnte in ihrer aktiven Hansezeit eine geradezu stürmische Entwicklung feiern. Holzhandel, Privilegien der Fischerei und des Fischhandels mit Hamburg und Berlin, Salz- und Getreidehandel machten den Handelsplatz an der Elbe und Kreuzung verschiedener Handelswege begehrt für die Kaufleute. Aus dem florierenden und einträglichen Handel mit den Hansestädten Hamburg und Bergen konnte sich die Stadt den Dom St. Marien und viele andere prächtige Bauten errichten. Im weiteren wurde die Hansestadt vor allem durch den Schiffbau hochseetüchtiger Handelsschiffe aus der Nachhansezeit bekannt. Peter der Große studierte in der kurfürstlichen Seeschiffswerft der Domstadt den Schiffbau seiner Zeit. 

 

 

„Die Hanse“ der Neuzeit setzt Traditionen fort

 

Alle diese spannenden geschichtlichen Daten wird der Interessent auf dem 28. Hansetag der Hanse der Neuzeit in Salzwedel erfahren. „Die Hanse“, 1669 aufgelöst, hat aus ihrer Wiederbelebung im Jahr 1980 im niederländischen Zwolle heraus bereits wieder 167 Mitgliedsstädte in 15 Ländern Europas. Die Pflege des alten hanseatischen Geistes, eine enge Zusammenarbeit auf kulturellem und wirtschaftlichen Sektor waren früher die Ziele des Kaufmanns- und Schutzbündnisses und sind auch heute wieder Gegenstand des Handelns. Wenn auch keine Raubritter mehr die alten Handelswege unsicher machen und sich die Engländer nicht mehr über die mangelnde Qualität Salzwedler Leinenstoffe beklagen müssen, ist doch hanseatisches Denken auch in die europäische Politik wieder eingezogen. Die Tagfahrt im sachsen-anhaltischen Salzwedel 2008 unter der großen Überschrift „Zukunft trifft Vergangenheit“ wird mit Sicherheit dem hanseatischen Gedankengut einen beträchtlichen Baustein hinzufügen und somit einen wichtigen Beitrag für das gemeinsame Haus Europa hinzufügen. Insofern in der Traditionslinie zwischen dem Europa Kaiser Karls, Otto`s des Großen und der Neuzeit stehend, erfüllt „Die Hanse“ als größtes freiwilliges Städtebündnis der Welt heute einen wichtigen Beitrag zum Zusammenwachsen der Völker und die Sachsen-Anhalter sind dabei mitten drin. 

 

 

Fotomotive in Sachsen-Anhalt: Lukasklause Ostseite, Gewandschneidergilde, Ratskeller, Buttergasse, Goldener Reiter Gardelegen, SDL, Havelberg, Tangermünde

 

 

Das Rathaus von Tangermünde und die alte Stadtmauer (Bild nachstehend) zeugen noch von den Hochzeiten der Hanse unter Kaiser Karl. Während die alten Stadttore Tangermündes (Bild am Anfang) erhalten blieben und liebevoll gepflegt werden, wurden viele Zeugnisse der Magdeburger Altstadt aus dieser Zeit Opfer des Bombenkriegs im Zweiten Weltkrieg.